Alles findet sich irgendwann wieder. Die verlorene Nähnadel meldet sich als kleiner Schmerz im Lammfell des Hausschuhs, als ich hineinschlüpfe. Morgen habe ich eine Verabredung im französischen Viertel und frage mich, ob nicht alles, was uns im Leben widerfährt, im Grunde ein Wiederfinden ist. Platon würde vielleicht zustimmen. Und Heidegger würde möglicherweise mit einem charmanten Lächeln hinzufügen, dass es nicht nur im Grunde ein Wiederfinden ist, sondern auch ein Wiederfinden im Grunde.
Ich klebe den zwei alten Herren zärtlich ein paar Pflaster übers Maul. Die Musik will etwas sagen. Faurés Chansons sind unverschämt präsent in meinem Zimmer. Wieder spult die Filmszene vom buntgläsernen Wintergarten, in den ein Pfauenschrei dringt, durch meinen Kopf. Diese nie gedrehte Filmszene. Das Wintergartenzimmer gibt es nur irgendwo hier, bei mir. Ich bin gespannt, in welcher Form ich es eines Tages wiederfinden werde.
Als Maxim mit »Killing Culture« und »Carmen Queasy« einfällt, erschrecke ich fast. Money making is a wonderful thing. Was sagt Platon jetzt? Ich nehme das Pflaster ab, doch er schweigt. Aber weil es kein beleidigtes Schweigen ist und der Alte versonnen lächelt, mache ich mir keine Sorgen. Prodigy bricht mit »Girls« dazwischen. Ich will tanzen. Fächerndes, zuckendes Licht auf geschminkten Gesichtern sehen. Aus einer dunklen Ecke dringt ein dämonisches Grinsen. Ich ahne nur, wem es gehört.