Wegfinder

Ich stifte ein Fest, das so lang ist, dass ein Gast zwischendurch von Ulm nach Stuttgart fahren kann, dort schlafen und wieder zurückkommen, weiterfeiern. Pianisten, überquellende Buffets, Tanzwut und Trinkseligkeit, Morgendämmerung im Garten, Aufbruch an den See, Musiker auf Decken verteilt am Strand, Gesang und Gelächter bis in die Nacht, Sand zwischen den Zehen und Trauben im Mund, manchmal umgekehrt. Müssten die Leute nicht irgendwann arbeiten, wer weiß, hätten wir vielleicht ein weiteres Morgengrauen überdauert. Sorglos, glücklich, aber nie zufrieden, wandle ich durch das alte Haus, knacke zwei der merkwürdigsten und deformiertesten Glückskekse, die ich je gesehen habe. Einer der Gäste hat sie mitgebracht, sie schmecken gut und erzählen von tanzenden Zulupriestern und Sphinxnaturen. Ich verlebe Musentage und erleide Mückenstiche, der Preis des Sommers, den ich gern und willig zahle. Ein blutbezahlter, festtrunkener, wilder Sommer, denke ich. Ein Wegfindersommer, ein unbändiger.