Venusschnuppe

Die Rose überhäuft zwei Fensterrahmen mit Hunderten von Blüten, ist tags Hummeltummelstelle, nachts eine dösende Diva. Das Bäumchen neben mir ist bescheidener. Ich kenne weder seinen deutschen noch seinen botanischen Namen. Aber es hat gefiederte Blätter, die es nachts zusammenrollt, als schliefe es. Ich habe ein paar Zigarillos, die nach einer Party im Haus liegenblieben, mit nach draußen genommen, zu den Rosen, zum duftenden Unkraut, zu dem Gefiederbaum. Fingere einen der ledrigen Stängel aus seiner Schachtel, bin rausgekommen, weil kein Zimmer der Welt meine Nachtlaune noch fassen könnte. Mit einem Teelicht töte ich einen Seemann. Lege den Kopf in den Nacken, blase den Rauch senkrecht in den Sommernachtshimmel, in die Irrsinnstiefe dieser Schwärze. Gerade groß genug für meine Laune ist dieser Himmel, die Welt dürfte keinen Millimeter enger sein.
Später, ich habe an verbotenen Früchten geschnüffelt, unbekannte Süße, packe meine Reisetasche. Ich sei eine Sonne, sagt er, ganz im Dunst, hinter den Wolken, ein bedeckt vorüberziehender Stern, denke ich. In wenigen Stunden werde ich in Paris sein. Auch von dort wehen mir süße Neuigkeiten entgegen und eine Brise der Verwegenheit. Ich müsste aufgeregt sein. But I don’t give a fuck. Die Dinge finden ihren Weg. Ganz und gar nicht egal, aber auf eine beruhigende Weise schnuppe sind sie mir. Schnuppe auch ich, Venusschnuppe, sorglos, frei.