Stimmbokeh

Sommerferien, Gartenarbeit bis zum Schwindelanfall, ich schlafe bei offenem Fenster, höre die Menschen feiern bis zum Morgen. Übers Grün hinweg klimpern die Gläser, Rufe verwaschen zu Stimmbokeh. Wollte ich hinübergehen, einen Fuß verschlafen vor den anderen setzen, mich den Feiernden anschließen, so wie ich letzten Herbst in die Reste einer Frankfurter Buchmesseparty geriet, der Weg wäre nur eine halbe Zigarettenbrenndauer weit. Jeden Tag der Kaffee, die Zeitung und ein bisschen mehr die Frage, ob eine Reise in die Vereinigten Staaten langsam als Elendstourismus bezeichnet werden könnte. Freilichttheater, Altmühlsee und Iller, Sport, Spritztouren und Sonnencreme, schließlich zurück an die Arbeit. Ich bade im Tuschefass, bis eine Geschichte daraus hervorwächst, mir über den Kopf und ins Haar hinein. Eine Krähe krächzt durchs Fenster, erinnert mich, dass ich bald wieder den Koffer packe. Island, Reykjavik, ein neuer Weltenwechsel, mein tuschebekleckstes Hirn ist voller Neugier und Polarkreisträume.