Sommerfett

Nach Monaten ohne Gitarre spiele ich wieder auf den Stahlsaiten. Meine Finger tun weh, der Klang schwirrt im Kopf nach, legt sich wie ein Fotofilter über meine Sicht. Viel zu selten spüre ich die Wucht, die von einem fürs Schreiben reservierten Tag ausgehen kann. Außerdem gehe ich Sturmschäden besichtigen, zeichne neue Portraits, schicke eine Flaschenpost auf die Reise. Ich braue Holunderblütensirup. Ich krieche durchs Dickicht, bis meine Haut brennt von all den Gräsern, Dornen, Nesseln. Ich bin nicht allein. Wir kühlen die juckenden Beine im See. Ein kleines Gewitter, wir sitzen wie Tiere unter einem Strauch, plustern uns. Zuhause Zwiebeln schneiden und Oliven naschen. Vorm Küchenfenster wird eine Kreuzspinne fett, sommerfett.