An einem dieser Regentage lege ich Fink ein. This is the thing. Meine langsamen Handgriffe fühlen sich wie Vorbereitungen zum Selbstmord an. Ich weiß, gleich trifft mich die Kugel. Und ich werde nicht stehen bleiben. Das fühlt sich wie der Lauf einer schlanken Waffe an. Ich habe ein bisschen Angst. Aber ich zögere nicht. Drücke play. Als ich schließlich am Boden liege, nur bildlich, fließt kein Blut. Aber ich heule wie lange nicht mehr. Tatsächlich. Solchen Musikern sollte der Zugang zu meinem Herzen verboten werden, denke ich. Und weiß doch, dass sie immer die ersten sein werden, die ich reinlasse.
Ich lerne über junge Raben. Erst legen sie Dir ihren sonnengewärmten Schnabel an den Hals und tun ganz zärtlich, dann machen sie sich einen Spaß daraus und ziehen Dir die Ohren lang. Ich bin indessen bei Kapitel vierzig und sterbe vor Ungeduld. Aber manchmal ist das fast angenehm, das Sterben.
Später, als die Sonne wieder da ist, finde ich das Schlaraffenland im Industriegebiet. Mongolisches, chinesisches, japanisches Buffet, mit Sushi, Garnelen und Muscheln, mit frisch gebratenem Gemüse, frei zusammenstellbaren Wokfantasien, Krabbenchips, Suppen, Erdnussoße, Mais und Känguru, mit Salaten, Früchten, Götterspeise, gebackenen Bananen, Eis und allem, was ich jetzt vergesse. Nicht der letzte Besuch, denke ich, garantiert nicht der letzte, im China Town.
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Verdächtiges Knistern
Erst gegen Abend komme ich in die Gänge. Bleibe auf meiner Intelligent Dance Music hängen. Das Meer birst aus seinen Ufern, schwemmt Sushiteile und Wasserleichen an, Schaumkronen, herrliche Wellenreitergedanken fliegen obenauf. Die alte Welt schimmert in einem seltsamen Licht. Knistert verdächtig, als ob sie im Verborgenen schon von Haarrissen durchzogen ist. Durchzogen ist und darauf wartet, in Stücke gesprengt zu werden. Freudige Erwartung. Die beste Art der Geduld.
Blicke-Dart
Ich halte meinen Rüschenschirm hoch. Irgendwer will darunterkriechen. Irgendwer will Döner. Irgendwer will mich entführen. Stückchenweise, söckchenweise, sagt er, meinen Hausrat kidnappen, und am Ende mich. Irgendwer will mich gegen Lawinen und Vulkanausbrüche versichern. Ich lache sie alle an und gehe aus. Lausche Miss Kenichi und Earl Harvin. Lasse mich überraschen und überrasche selber. Wachse aus dem Boden oder falle vom Himmel, bin einfach da, nach Feenart. Genieße den blankpolierten Blick der Verblüffung. Trinke meine Bionade aus und lasse mich mitnehmen, von fremden Männern, in fremden Autos. Entdecke Ulm neu. Ich lerne die unglücklichste Krawatte des Universums kennen. Spiele Blicke-Dart mit ihrem Träger. Andere Blicke jetzt, stillvergnügt, ohne Verblüffung. Die inneren Vögel stieben in alle Richtungen. Malen wilde Kreise an den Himmel. Sehnsucht. Die äußeren Vögel krächzen nur.
Koffer in Paris
Das Leben tanzt Walzer mit mir. Wie gut, dass ich ohnehin kaum die Füße stillhalten kann. Vor Musik, vor Ambitionen, vor Neugier. Ich renoviere Wohnungen. Ich renoviere Webseiten. Ich kaufe Briefpapier. Ich kaufe Fahrkarten. Ich hab noch einen Koffer in Paris.
Restregen
Ich bin ein bisschen montagserschlagen. Lese über Verlagswebseiten, über Wasserglaslesungen und von einem computerspielsüchtigen Schriftsteller. Endlich, denke ich, endlich. Ich lese, linke, lese weiter. Ich quatsche mit Musikern. Frage mich, warum jeder Proberaum mindestens einen alten Orientteppich hat. Meine Jonglierbälle gewinne ich indessen richtig lieb. Ich mache mir Gedanken über Trash und Müll und Sand.
Draußen hängt ein Rest Regen in der Luft. Gefallene Kirschblüten kleben auf den Tulpenkelchen.