Wassertage sind es, Regentage und Seetage, Badetage und Federplustertage, ich gehe Bachpfade und Donauwege entlang, in Gummistiefeln. An den Händen trage ich kleine Schnitte, vom Gras, vom Papier. Ich pflanze einen Ginkgo in den Garten, lecke Zitroneneis, grünweiß, mein Sommer. Irgendwann sitze ich im Literaturhaus in Stuttgart und weiß, dass ich wiederkommen will. Ich lege den Kopf schief, wenn mich ein Gehörtes berührt. Ein andermal lande ich inmitten einer Ansammlung von Codern und riesigen Partypizzen. Ich schnorre von den Bierflaschen und lasse mich mittreiben. Manchmal, wenn ich aufwache, weiß ich nicht, wo Tür, wo Wand, wo Fenster. Ich hüpfe zu Rock ‘n’ Roll durch die Küche, warte ohne zu leiden, trinke ohne betrunken zu sein, tanze und werde nicht müde. Sie sagen, dass Träume immer besser seien als die Realität. Quatsch, sage ich, Bullquatsch. Lebt traumhafter, träumt realistischer, ihr Quarkköpfe.
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Luxusleben
Kindheitsbilder, Ferientage, Mittelalterlager, eigentlich weiß ich ja schon lange, dass Zopffrisuren erst richtig gut aussehen, wenn ich ein paar Stunden auf ihnen geschlafen habe. Oder mit ihnen durch Wälder und Gärten getobt bin. Frechflüchtige Strähnen auf dem braven Mädchenkopf, wetterfühlige, windhörige Strähnen, die mir über die Augen wehen. Die Ferien fühlen sich immer noch so an, Zopftage, Kindertage. Dabei sollte ich längst erwachsen sein.
An bedeckten Tagen gehe ich ins Freibad und habe es für mich allein. Mit etwas Glück kommt zwischendurch für zwanzig Minuten die Sonne heraus, das Licht tanzt auf meiner nassen Nase, das Wasser beginnt feudal zu glitzern. Unverschämt wellenlos liegt es da. Ich springe kopfüber hinein, aale durch das türkisgrüne Becken, ungestört, habe mehr Platz als ich jemals einnehmen könnte. Ich brauche keine Villa für ein Luxusleben.
Hier entlang
Das Gewitterblau und das Kaffeeschwarz liegen Seite an Seite, zwei tiefe Seen. Der Gartendreck an den Füßen und das Regenwasser im Haar finden ihren Weg ins Nimmerland meines Betts. All die Musik, die ich noch nicht gehört habe, Jack und Friedrich und auch ein paar lebende Männer treiben mich um. Die Bücher, die Worte, der Gepard im Geiste, von null auf hundert in drei Sekunden. Und die Menschen, all die schönen Menschen, Geschwister, die ich niemals hatte. Eine aufsprudelnde Idee, seit Hamburg lässt sie nicht los, mächtig wie der Strom der Zeit. Die wird tragen. Mich mitreißen. Hier entlang.
Tagträumer und Nachtschwärmer
Ich verbringe die Nacht am See. Ins Wasser getauchte Hände flattern ineinander, wie von selbst, als gälten unter Wasser andere Regeln. Stieben wieder auseinander, erschrocken fast. Am anderen Ufer malen die schwarzen Bäume ihre Reflexionen ins Wasser. Bäume und Spiegelbäume, wie umgestürzte Schachfiguren sieht das aus, ein geschlagener Läufer, eine geschlagene Königin. Oder wie eine einzige, horizontfüllende Wave. Zu gern hätten wir die Datei abgespielt. Stattdessen hören wir den Fischen beim Springen zu. Von fern die Autobahn. Im Gebüsch trippeln Tiere. Wir selbst machen Geräusche, atmen, schnalzen, fiepen, Quatschköpfe, komische Kauze sind wir. Verstandestiere auch und Genussmenschen, Jäger und Körperwärmesammler, Tagträumer und Nachtschwärmer. Irgendwann beginnen die Vögel zu zwitschern. Wir stehen auf und gehen schlafen. Ich träume von einer Abenteuerreise an der Küste Korsikas, mit zwei Männern auf einem seltsamen Floß, einem Konglomerat aus Holz, einigen Luftmatratzen, irgendwo hängt auch ein Gummiboot und einige Surfbretter dran. Der Traum trägt meine Stimmung ungebrochen weiter.
Goldmohn
An der Elbe und an Seen die Tage verbracht. Hafenluft geschnuppert und an den Seen grasgrüne Frösche gejagt, in eidechsenumtrippelter Ruhe, die Füße zwischen Fischen. Gärtnereien und fremde Lebensläufe erkundet. Außerdem den feinsten und weißesten Sand Frankreichs in den Schuhen gesammelt. Mir Strümpfe beim Schaukeln zerrissen. Und jetzt, der kalifornische Mohn im Garten, schiebt seine Schlafmützchen hoch, mein Leuchtfeuer, mein Goldmohn.