Ein Saal voller Abendkleider, deren Säume einander streifen. Krawatten und Fliegen, jede Menge Taft. Wir feiern das Ende, den Anfang, den jungen Sommer. Draußen an der Cocktailbar mische ich mich unter die Raucher. Drinnen auf dem Parkett wirbeln die Generationen durcheinander, Lebendigsein genügt, um teilzuhaben. Die Spanierin tanzt mit mir, der Biologielehrer, die barfüßige Künstlerin, Konversation in Körpersprache. Zum Abkühlen gehe ich Schritt für Schritt ins Dunkel hinein, vorbei an den Stehtischen, vorbei an den Pavillons, lasse den Kerzenschein hinter mir. Mit Absatzschuhen über gesprengten Rasen, Abseitsgespräche an der Tartanbahn, Abschiednehmen.
Als wolle es die Reste der Feierlichkeiten wegfegen, bricht am nächsten Tag das Unwetter herein. Nimmt versehentlich nebst Cocktailbechern, Tischdekoration und Pavillons ein paar Bäume mit, hinterlässt einen Teppich aus Blütenblättern in meinem Garten. Ich tappe durch die Pfützen, halte meine Arme tief in die Wassertonne. Zerbrochene Blumentöpfe, Graswurzelduft und eine Lunge voll Sommerregen.
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Norwegian Wood
Was machst du so, fragt der Schweizer. Ein Seefrühstück im Tüpfelregen einnehmen, Kaffee aus der Thermoskanne. Improvisationstheater anzetteln, huren, morden, die Artussage in einem Telefon wiederfinden. Im Gewitter nass werden bis auf die Haut, lachen, mich unterm Handtrockner in einer Parkhaustoilette fönen, während meine Freundin Handyfotos davon schießt. Außerdem im Kraut wühlen, bis ich Muskelkater kriege. Baden, wie immer. Gin trinken und Murakami lesen, Norwegian Wood, bis zum Schluss atemlos, ob ich dieses Buch lieben oder hassen werde. Ein gutes Buch also, das etwas wehtut, was es noch viel besser macht.
Pfützenrührer
Ich war ein Anfasserkind, ein Schmutzfink, ein Pfützenrührer. Lass uns im Sommer mal gemeinsam in einer Pfütze rühren, sage ich, und meine Hände riechen nach Salbei. Ich komme gerade aus meinem Arkadien zurück, ein Hof auf dem Land, ein Gartenlaubenhimmel, grünes Elysium. Große Tassen mit Goldrand und Vogeldekor. Seelenbaumelplatz, Kaffeeundkuchenparadies. Hüfthoher Farn, Bleiglasscheiben. Ein Tag, der sich verdünnt in die nächsten Tage mischen wird, ein sanfter Unterton, der Geruch der Ruhe, Seligkeitskonzentrat.
Himmel und Hölle
Ich stehe neben mir. Reiche mir selbst die Mütze. Habe mich verloren im Weitwerden der Zeit. Es geht mir gut, zu gut, ich quelle über die eigenen Ränder, ein überschäumender Wassermalkasten, bunte Klecksereien überall auf dem Boden. Ich springe von einem Farbfleck zum anderen, einbeinig, zweibeinig, Himmel und Hölle. Ich hole einen Eimer Pfingstrosen ins Haus. Öffne die Post. Die Verlagsvorschau sieht gut aus im Druck. Die Nähmaschine schnurrt. Draußen baumeln Hummeln wie an schwankenden Fäden vorbei. Ich lasse schamlos grellen Dancepunk und ein ingwerhaltiges Heißgetränk in die Leere des Sonntagabends laufen. Sitztanze. Warte auf den Regen.
Traumarbeit
In der Sonne liegen ist Arbeit. An mir, am Hirnkasten, am Wahrnehmungsapparat. Die gute Art von Arbeit, Traumarbeit. Plötzlich bin ich zurück in meiner Kindheit, auf Korsika, Taubengurren, Wärme, nackte Haut. Später, während eines Frühstücks entdecke ich meine Liebe für Stückwörter: Goldstück, Werkstück, Kunststück, Klavierstück, Miststück, Fundstück, Glanzstück, Herzstück. Ich gehorche meinen Frühlingsgefühlen, die meiste Zeit. Kann den Winkel der Sonnenstrahlen auf meiner Haut fühlen, auf zehn Grad genau. Im Garten ein Rest Asche, neben meinem Bett ein Baseballschläger.