Mein Schmetterling ist giftig und gehört zur Familie der Nymphalidae.
Ich wurde geimpft und spüre schwaches Fieber. Ich bin zu faul, die Temperatur zu messen. Während ich drei Säfte mit Wasser mische, verwalte ich die Bilder in meinem Kopf. Ich werde noch eine Weile brauchen. Geduld.
Ozeanisches Blau, kupfernes Rot
Teamspeak und Nerdtalk. Wuthering Heights und Furious Angels. Kaffee und Zimt. Als sei es der ultimative Liebesbeweis, voneinander zu träumen, erzählen wir einander unsere Träume. Die Nacht ist dunkler als andere Nächte.
Mit diesem Eintrag verschiebe ich den letzten kommentierten Eintrag ins Archiv. Von wegen geschwängert. Fjonan sagt, meine Fingernägel sähen kindisch aus, mit dem Glitzerlack. Nein, teeniemäßig, sagt er. Ich freue mich aber, dass ich endlich den Orangeton gefunden habe, den ich suchte. Das Goldorange des Monarchfalters. Als doppelte Lackschicht ist es gerade satt genug. Erst vorgestern bemerkte ich, wie farbsüchtig ich bin. Herbstbäume, die mit ihrem Gelb oder Rot schamlos in der Sonne herumprangen, muss ich zwanghaft ansehen, sie verschaffen mir ein angenehmes, soghaftes Gefühl. Die Palette des Abendhimmels kostet mich manchmal den klaren Kopf. Ich denke an das unglaubliche Blau, das weit draußen das Meer hat. An das schöne Rot mancher Hausfassaden. An den Kupferglanz einer Feder, die ich noch vor Tagen in den Fingern hielt.
Metrik, Strophik und die Unsterblichkeit
Warum klingt die Heizung manchmal wie ein Orgelton und manchmal wie ein Drache, der im Schlaf seufzt. Wieso suche ich nach Unterschieden zwischen meinem linken und meinem rechten großen Zeh. Wo ist die Stopptaste für meinen Kopf. Zwischen den Beinen, zwischen den Beinen, wispert eine Stimme aus dem Bauch. Unter grauer Schurwolle ist alles ganz warm. Ich wollte den Kopf zum Schweigen bringen, jetzt redet der Bauch. Ich habe Lust auf einen großen Knutschfleck.
Am Dienstag besuchte ich ein Seminar der Germanisten im Hölderlinturm. Fühlte mich sofort zu Hause. Metrik, Strophik und die Unsterblichkeit. Beim Anblick des Flügels bekam ich Sehnsucht nach meinem Klavier. Vielleicht werde ich nun öfter dort sein.
Feinstrumpfhosen und Champagner
Als ich aus Frankfurt zurückkomme, finde ich im Briefkasten eine Einladung des Landratsamtes Alb-Donau zu einem Literaturseminar im Kloster Blaubeuren. Außerdem einen Glückwunsch zum zweiten Platz bei einem Tübinger Schreibwettbewerb. Wie sich das für eine Schriftstellerin gehört, denke ich. Erst kürzlich hatte ich mich nach einem ordentlichen Lektorat gesehnt. Die Betriebsblindheit wieder etwas abschütteln, Schreiber und Leser um mich, das hatte ich vermisst. Ich werde im Kloster mit Literaten frühstücken und im kleinen Schlatterhaussaal eine Sommerszene lesen.
Die Frage des Tages ist, warum eigentlich Feinstrumpfhosen immer so wahnsinnig schnell kaputt gehen. In Preis und Leistung sind Feinstrumpfhosen wirklich mit Champagner zu vergleichen. Leiden kann ich beides trotzdem sehr gut. Ich kaufe aber nur die Strumpfhosen. Champagner lasse ich mir, wenn überhaupt, reichen.
Während ich sardisches Fladenbrot knabbere, diesmal ohne Thunfischpaste, Riesengarnelen und Weißwein, denke ich, dass das jetzt genug Rumgesnobbe war. Gute Nacht, Volk.
Dickflüssiges Spüli
Ich erzählte der jungen Journalistin wirklich, dass Kunstblut nach Spüli schmeckt. Genauer, dass es nach Erdbeere, Benzin und Spüli schmeckt. In Wirklichkeit schmeckte aber mein Cocktail, den ich während der Befragung trank, nach Benzin und Spüli. Er hieß Casino und ich habe Zeugen für seinen Geschmack. Aber weil unser Filmblut auch nicht sonderlich lecker schmeckte, war Spüli der erste Vergleich, der mir einfiel. Und weil Spüli ein lustiges Wort ist. Letztlich ist der Vergleich zwischen Kunstblut und Spüli nicht so schlecht, weil beides dickflüssig und eklig ist. Wobei Spüli definitiv ekliger ist. Auf der Zunge, meine ich. Aber ich musste der jungen Journalistin einfach ein paar komische Sachen erzählen.
Dem Oberbürgermeister schreibe ich nun tatsächlich einen Brief. Was drinsteht, sage ich erst oder vielleicht gar nicht, wenn, nein, falls ich eine Antwort bekomme. Außerdem bin ich ziemlich gespannt, was die Stadtsherriffs vom Vorstadttheater über den Wahlsieger erzählen werden. Was die Fee dem Palmer wohl zu schreiben hat, denkt Ihr. Der Zettel steckt schon im Kuvert. Nein, ihr Phantasten, keine Liebesbriefe.