Bunnies

Den Klagenfurter Literaturkurs, sie nennen ihn Häschenkurs, lasse ich mir sagen. Wie niedlich, denke ich. Und ich freue mich auf die Tage.
Ich stelle mir vor, wie ich Bunnyohren aufsetze. Von da ab driftet die Vorstellung irgendwie ab.

Schildkrötenrennen

Kennst Du Schildkrötenrennen? Warte, ich erklär es Dir. Du brauchst einen korsischen Étang und eine Stange alten Baguettes. Du stellst Dich ans Ufer und wirfst Brotbrocken ins Wasser. Bald kommen die ersten Schildkröten. Am Anfang, zum Anlocken, reichen schon die Werfbewegungen Deines Arms. Damit sie näher kommen, musst Du natürlich wirklich Brot werfen. Lass sie eine Weile fressen. Lock sie immer näher. Schau Dir die kleinen, eckigen Köpfe an, wie sie auftauchen, abtauchen. Wenn sie ganz nah sind, sei flink, nimm zwei Schildkröten aus dem Wasser. Schau Dir die schönen Panzer an. Geh zehn oder zwanzig Schritte vom Wasser weg. Leg die Tiere auf den Boden. Dann einfach zusehen. Gewonnen hat die Schildkröte, die als Erste zurück im Étang ist. Manchmal eine sehr gemütliche Angelegenheit, manchmal ein hastiger Lauf.
Ich habe gerade ein Schildkrötenrennen am Laufen. Deshalb erzähl ich das. Die eine Schildkröte heißt Schuldienst. Die andere Schildkröte heißt Literatur. Dass sie beide ins Wasser kommen, ist sehr wahrscheinlich. Die Frage ist nur, welche wann.
Die Schuldienstschildkröte ernährt sich von Formularen, das stört mich. Sonst scheint sie ein liebenswertes Kerlchen zu sein. Ich hoffe, sie beißt nicht. Die Literaturschildkröte ist mein heimlicher Favorit. Und sie weiß es, das stolze Ding.
Letztlich ist das Rennen nicht spannend. Beide werden gewinnen. Außer natürlich, wenn die Literaturschildkröte der Schulschildkröte alle Beine abbeißt. Würde sie stark genug, so dass sie könnte. Ja, sie würde es sofort tun. Ich sehe das. In ihren gelben Augen.
Ich beiße mir auf die Lippe. Ein Tier ist das.

Augenrollen

Da nimmt sie meilenweit Anlauf für den nächsten Tagebucheintrag, über tausend Meilen, um genau zu sein, von Stockholm nach München nach Tübingen, und dann sowas, denkst Du wahrscheinlich. Sie nimmt Anlauf, Aufmerksamkeit, was sie will, aber zurückgeben will sie nichts. Dann merkst Du, dass vier Fotos aus Stockholm in der Fotokiste liegen. Wie gnädig, denkst Du und rollst mit den Augen.

Rollenangebot

Weil Du unterhalten werden willst, durchwühlst Du nochmal die Statistiken der Suchbegriffe, mit denen Leute Deinen Feenclub fanden. Sie suchten Hummerkrabben und Seidenkleider, reitende Mädchen und strenge Lehrerinnen, Wikingerläden und französische Schneiderpuppen. Manche suchten auch einfach sich selbst. Oskar zum Beispiel.
Einmal fragte mich ein Jungregisseur, ob ich in seinem Film lieber die unnahbare Schönheit oder das verschlagene Miststück spielen wolle. Keine Ahnung, ob der Film jemals gedreht wurde. Vom Jungregisseur habe ich seither nichts mehr gehört. Aber ratet, was ich wählte.

Milch

Es gibt Tage, die sich völlig der Zeitrechnung entschlagen. Deine Milch kann Dir innerhalb einer Stunde verklumpen. Sie steht neben Dir und sagt nicht: Trink mich jetzt. Sie verklumpt lautlos, klaglos, ohne mit ihrer weißen Wimper zu zucken. Fee Katrin Kanzler, stolperst Du im Netz über Dich selbst und findest Tippfehler. Nicht im Namen diesmal, zum Glück. Du schreibst Adressen auf Briefe, Rue du Bois Bouquin, sendest Anfragen durch die Welt, die niemand beantwortet, heute lebst Du Deine eigene Zeit. Sogar Deine Uhr bleibt manchmal stehen. Die Milch musst Du wegkippen.