Perfektionist

Kurz mal ein paar Seiten für eine Ausschreibung fit machen, denkst Du. Setzt Dich hin, öffnest ein Dokument und plötzlich sind drei Tage vergangen. Dein Perfektionismus wird Dir den Kopf kosten, bevor Du ihn über den Tellerrand gestreckt hast. Wenn Du nicht aufpasst. Und während dieser drei Tage warst Du das bedürfnisloseste Wesen, das Du kennst. Du staunst, so kennst Du Dich nicht, gar nicht.

Tomatensaft

Ein paar Selbstgespräche. Ich frage mich, ob das heimliche Band mitläuft. Das Band zeichnet alles auf, alles. Die Frage ist nur, ob es läuft. Weil ich das vermutlich nie erfahren werde, mache ich mir andere Gedanken. Zum Beispiel, wie es wäre, mich an Deinen Rücken heran zu schleichen und meine Hand in die Kuhle zwischen Deine Schulterblätter zu legen. Es fühlt sich bestimmt gut an. Du bist nicht da, ich weiß, ich weiß.
Ein paar Futterfragen. Was zum Beispiel den Tomatensaft anbelangt, hatte der Barmann recht. Man sollte immer guten Tomatensaft im Haus haben. Und etwas Leckeres, um ihn zu würzen, wie Zitrone oder Pfeffer. Heute habe ich ihn zum ersten Mal vermisst. Den Saft, nicht den Barmann.
Und Internetgeschichten. Sie findet mich dumm, naiv und manipulativ, schreibt mir in einer persönlichen Nachricht eine junge Frau. Zugegeben, ich hatte gefragt. Ihre Angriffe im Forum ließen vermuten, dass die Antwort interessant sein würde. Ich habe einen Grundrespekt vor Menschen und ihren Meinungen, deshalb sitze ich eine Weile vor ihrer Nachricht und versuche, etwas daraus zu machen.

Der Innenhof des Wunderlands

Knöpfe annähen, Reisetasche packen. In einer Frankfurter Wohnung, nah dem Main, Marmor und Parkett nass machen. Champagner und Kaffee, Lotostee und endlich wieder Sushi. Über Zürich reden und über Frauen. Im Wunderlandviertel frühstücken. Zerstreute Blicke auf sich bündeln und wünschen, es würde nicht so kitzeln. Gedankenverloren unterm Himmel hängen. Über Wahrscheinlichkeiten reden und über Wahnsinn. Beides gegeneinander stellen und das Irrationale ausgraben. Du bist die Styroporverpackung eines Fernsehers und ich ein abgelaufenes Medikament. Im Innenhof des Wunderlands leben Kaninchen.
Jasmintee schlürfen, den Glückskeks aufbrechen. Reisetasche auspacken. Bemerken, dass das Lampenfieber für die morgige Lesung in der Kunsthalle auf sich warten lässt. Fenster auf, Fenster zu. Text markieren, schieben, speichern. Überlegen, wo der nächste Drucker steht. Umfallen, schlafen.