Ich mag dieses Wort: vielleicht.
Aber heute wäre mir sogar ein Wahrscheinlich zu vage. Ich will bitte, bitte, bitte einfach nur wissen, wie es ausgehen wird. Manchmal ist das Leben eine alte Dame und kein Schnellzug. Sie wird Wochen brauchen. Und ich werde unterdessen nur um sie herumhüpfen können, ihren Weisheiten lauschen und hoffen, dass sie hin und wieder ein Bonbon aus ihrer Handtasche zieht. Manchmal, wenn sie sich auf eine Bank setzt und mir übers Haar streicht, werde ich mir meiner großen Augen bewusst. Sie sagt nicht, dass alles gut wird. Sie lächelt nur. Zwischendurch stehle ich Pflaumen, höre Gabber, lass mir die Haare schneiden.
Ich mag dieses Wort: vielleicht. Es klingt wie: Golightly.
Malwasser und Tee
Das Malwasser und der Tee stehen in Tassen auf dem Tisch. Kein Wunder, dass es da, sobald Du in Gedanken versinkst, zu Verwechslungen kommt.
Es gibt Tage, an denen Dir schwer fällt, bei der Sache zu bleiben, so schwer, dass Du nicht einmal Dein Bett aufschütteln kannst, ohne Dich selbst zu unterbrechen. Heute ist kein solcher Tag, heute sind die Sachen bei Dir. Das ist gut.
Wenn Du einmal aus der Reihe getanzt bist, einmal aus dem Lot gependelt, ist es gar nicht so einfach, wieder zurück zu pendeln, wieder in die Reihe zu tanzen. Es scheint ein Naturgesetz zu sein. Okay, denke ich. Tanzen wir eben ein Solo.
Server
Am Server wurde und wird geschraubt, Übergangslösungen, technische Vorfälle, Nerds. Ein paar Tage ohne Fairy Club, wie ungemütlich das war. Ich ging ins Netz und hatte kein Zuhause, wie ein Flüchtling strich ich über fremde Seiten. Jetzt ziehe ich vorsichtig wieder ein, ein paar Glühbirnen funzeln trüber als zuvor, ein paar Wände gehören neu gestrichen. Trotzdem, ich bin wieder da. Und die Handwerker sind bestellt.
In der Zwischenzeit entdeckte ich, dass Tage spiralförmig sein können, dass die Blume im Salatbeutel wohl tatsächlich vom Rucola selbst stammte, dass Kunst bewegt. Ich male wieder, auch wenn ich tausend andere Dinge zu tun hätte, schneidere ein bisschen. Unterwegs fand ich einen Schal und eine Mütze, die der Inbegriff dessen sind, was ein Schal, eine Mütze sein sollten. Ich zog sie an und nicht mehr aus.
Die Zürcher Lesung naht. Ich freue mich.
Fragen
Fragen über Fragen. Wie kommt die Blume in meinen Salatbeutel. Wie schaffen Journalisten es nur immer, vier Sachfehler in drei Spalten einzuflechten. Wo bekommen wir um Mitternacht Massageöl. Was macht Kunst eigentlich. Ach ja, und wo ist die Bedürfnislosigkeit hin. Sie hat sich aufgelöst, in einem Meer von Sushi.
Literaturcafé Tübingen
Bei der Lesung im Literaturcafé in der Kunsthalle Tübingen: Danke für die herrliche Location!
Foto: Otto Buchegger