18 Uhr im Stadthaus
Vor genau 20 Jahren schrieb die Stadt Ulm das erste Mal den Förderpreis für junge Ulmer Künstlerinnen und Künstler aus. Auch diesmal wird es wieder spannend: Wer sind die Preisträger 2007? Eine Probe ihres Talents kann man bei der öffentlichen Feierstunde gleich erleben.
Ankündigung auf www.stadthaus.ulm.de
Aufbruch
Diesmal fliege ich nicht. Diesmal kann ich Wände hoch gehen und an der Decke tanzen. Mich neben den Kronleuchter legen und die Menschen beobachten. Und noch andere Träume, die keine Bilder hinterlassen, nur ein Gefühl, ein starkes.
Nebenbei putscht der Vollmond in meinem Temperament herum. Ich werfe Butterdosen und Salatbeutel durch die Wohnung. Ein altes Adressbuch wandert ins Altpapier und mit ihm ein paar Dutzend Leute. Abschied ohne Abschied. Alles fließt. Umzugskartons umringen mich. Nur noch fünf Tage Tübingen. Und ich bereue nichts.
Duschen und sich auf die Badewannen der Zukunft freuen. Den flauschigen Mantel anziehen. Er ist burgunderrot. Wein, der dieselbe Farbe hat, und heiße Schokolade trinken. Ganz langsam Normalnull wiederfinden.
Schneestiefelpirouetten
Ich muss mich beherrschen, nicht nach jedem dritten Schritt zwei Pirouetten zu drehen. Und bergab fliege ich im Hopserlauf, zu leicht für diese Welt. Meine Laune segelt auf und ab, eine Möwe, eine Schwalbe, ein Wendehals. Wer hätte gedacht, dass der Himmel der Launen so weit, weit, weit ist. Der Ernst des Lebens, sagen sie. Aber meine Flügel wachsen mit.
Schwarze Barbies
Ich höre die Empfehlungen eines Schweden. Auch wenn ich weiß, dass sie mich melancholischer machen als ich bin. Sein sollte. Die schwarze Box, in der die Tonträger geliefert werden, erinnert mich an eine Cyberpunkausgabe von Barbie und der Schwede mich an Stockholm. Beides gefällt mir und schürt die Sehnsucht. Ich rauche zu viele Zigarillos. Für meinen Geschmack. Zwei in einer Woche, das hatten wir noch nie.
Lieber an Dinge glauben, die Du der Welt noch beweisen musst, denke ich, als Dinge, die Dir längst bewiesen wurden, nicht glauben wollen.
Die Perlen stehen im Kontrast zur Nacht. Ich habe Lust auf ein kleines Schwarzes. You’re always on your own, singt der Schwede mit frostiger Stimme.
Unsichtbare Drachen
Kindergarten ist eine Weile her. Grundschule auch. Aber es gibt Erinnerungen, die umso heller leuchten, je dunkler der Raum um sie wird. Wie Bleiglasfenster, die Du so sehr liebst. Am wachsten und hellsten sind übrigens nicht die Erinnerungen an Wirkliches, sondern an Spiele, an das, was Du Dir nur vorstelltest, was Du Dir einbildetest. Und an diejenigen, die diese Vorstellungen teilten. Unsichtbare Drachen sind die stärksten.