Hexenland

Ins Hexenland bin ich gezogen. Nebel zieht binnen einer Minute auf und verwandelt Luft in Straßenlaternensuppe. Aus den Kanaldeckeln dampft es. Die Bäume tragen Reif, zentimeterdick, als wüchse ihnen weißes, buschiges Haar über und über. Es glitzert im Morgenlicht, das Silberfell eines Eisbären. Die Blaumeisen sind scheu, verfolgen aber jede Änderung am Balkon aus dem Hinterhalt. Katzen drängen ins Haus. Der Wald rauscht.

Zwischenstand

Ich beginne, den Fairy Club ernsthaft zu vermissen. Ich kann nicht hier sein, kein Internet am neuen Ort, und schicke diese Nachricht über einen Boten. Ich war so lange nicht im Club, dass ich mich daran erinnern muss, dass es tatsächlich mein Club ist und ohne mich hier wenig los. Vermute ich.
Ich schreibe zwanghaft einige Briefe und Postkarten. Telefon fällt schließlich auch weg, wenn gewisse Telekommunikationsfirmen Aufträge verschleppen. Vielleicht sollte ich verschlampen schreiben. Aber über Telekommunikationsfirmen wird genug geflucht. Ich schreibe also zwanghaft einige Briefe und Postkarten. Die Worte zwischen den Worten surren mir immer wieder in die Ohren, bis ich sie aufschreibe. Danach surren die Worte zwischen den Worten zwischen den Worten um Einlass. Es ist uferlos. Manchmal streiche ich einfach alles wieder. Alles ab einem gewissen Punkt, heißt das.
Schreiben macht mich ruhiger, wie immer. Mein neues Zimmer wird langsam vertraut. Ein Strauß weißer Rosen verbreitet seine üppige Anwesenheit. Er erinnert mich an etwas, an das beste Kompliment, das ich dieses Jahr bekommen habe, das über Nacht hereinschneite, irgendwo über den Feldern, während ich schlief: Du wirst nicht erwachsener, Du wirst besser.

Aufbruch

Diesmal fliege ich nicht. Diesmal kann ich Wände hoch gehen und an der Decke tanzen. Mich neben den Kronleuchter legen und die Menschen beobachten. Und noch andere Träume, die keine Bilder hinterlassen, nur ein Gefühl, ein starkes.
Nebenbei putscht der Vollmond in meinem Temperament herum. Ich werfe Butterdosen und Salatbeutel durch die Wohnung. Ein altes Adressbuch wandert ins Altpapier und mit ihm ein paar Dutzend Leute. Abschied ohne Abschied. Alles fließt. Umzugskartons umringen mich. Nur noch fünf Tage Tübingen. Und ich bereue nichts.
Duschen und sich auf die Badewannen der Zukunft freuen. Den flauschigen Mantel anziehen. Er ist burgunderrot. Wein, der dieselbe Farbe hat, und heiße Schokolade trinken. Ganz langsam Normalnull wiederfinden.