Löwen

Eine Rose sorgte für Verwirrung. Sie war rot und kam ohne Absender an meine Tür. Die Karte daran legte eine Fährte in die falsche Richtung. Ein Wochenende lang spielten wir Verwechslungskomödie. Am Ende gewannen alle, irgendwie.
Ein paar Wetterfronten haben sich vielleicht verschoben. Aber die Kirschbäume werden Früchte tragen, das sehe ich. Die kleinen, grünen Kügelchen, die einmal groß und rot sein werden, glänzen in der Sonne. Die Äpfel lasse ich auf ihren Bäumen. Sie werden auch ohne mich süß. Die Rose blüht unschuldig zu Ende.
Das nächste Wochenende wird anders. Ich verbringe es flankiert von zwei Nerds. Ich habe meine Nerds wie Schlösser ihre Löwen haben. Okay, okay, klingt überheblich. Streich es, wenn Du willst.

Die Leichtigkeit des Seins

Du fragst Dich, ob das Strahlen aus Dir allein kommt oder ob Du wirklich ein Stück Sonne verschluckt hast. Oft scheint es Dir zurück, aus fremden Gesichtern. Und Du hattest geglaubt, ein melancholischer Griesgram zu sein. Es ist nicht wahr. Einer, um die fünfzig, bezeichnet Dich als die Leichtigkeit des Seins. Er hat Deine Schwermut nicht gesehen, er kennt die andere Seite nicht. Aber vielleicht ahnt er, dass Du niemals so leicht sein könntest, wenn es die andere Seite nicht gäbe. Die Leichtigkeit des Seins, meine Herren, denke ich.
Du begibst Du Dich auf den Weg zum neuen Highlight der Wohnung. Sein roter Hochglanz und die chromfarbenen Griffe erinnern eher an einen gut polierten Oldtimer als an einen Kühlschrank. Eis, Bananenmilch oder Tiefkühlsushi. Manchmal lagert in der Küche ein langhaariger Bandit und will Wegezoll von Dir. Du musst von Glück sagen, wenn Du wieder in Dein Zimmer entkommst.
Dass, was so süß riecht, die Gegend ist, kommt Dir zunächst nicht in den Sinn. Aber als Du auf den Balkon trittst, merkst Du, dass der Wald vollgesogen ist mit dieser Süße und dass der Regen sie betäubend schwer gemacht hat. Du denkst an die Rosen im Stuttgarter Schlossgarten und an andere Rosen, lässt Dich auf Dein Tropenholz fallen und hegst die Wärme im Schoß.

Barfußfee

Ich bestelle eine thailändische Suppe. Sauer, scharf, sagt der kleine Koch. Ich nicke. Genau so. Und während die Stuttgarter Sonne ihre Städter brät, sieht mir der kleine Koch beim Essen zu.
Später, als die Nacht und ihr Gewitter die Luft waschen, halte ich meine nackten Füße in den Regen. Ich sehe Denis Lavant vor meinem inneren Auge, murmelnd, sabbernd. Ich liebe dieses Video. Einen Mantel abstreifen, wegschleudern. Stehen bleiben, nur das Klavier spielt noch. Die Arme ausbreiten. Meine Gedanken springen weiter, ich will am Meer sein. Nicht allein, sondern mit einem, der sich das Meer schon lange wünscht.
Ich bin Milchmädchen, Launenkind und Barfußfee. Ich bin ein unfreiwilliges Geheimnis, die Katze im Vorgarten. Und ob Budweiser und Raffaello zusammen passen oder nicht, ist mir egal.

Aus Gold

Die Tage, an denen ich selbstverliebt bin, sind auch die Tage, an denen sich Andere in mich verlieben. Zum Beispiel der junge Iraker im Park. Erst packt er seine Zigaretten aus, dann seine Lebensgeschichte. Oder die drei einsamen Männer im Zug. Sie setzen sich, jeder einzeln in seinem Viererabteil, gegen die Fahrtrichtung, nur um mich zu mustern. Vielleicht verliebt sich sogar das Mädchen, das mir Komplimente macht. Aber darüber kann ich nur spekulieren.
Nachts, noch träume ich nicht, wird mein Atem ein Meeresrauschen. Wenn ich einatme, rollt die Welle auf mich zu. Wenn ich ausatme, rinnt sie über ihr sandiges Bett zurück ins Meer. Ich kann trotzdem nicht schlafen. Ich beginne, durch die Wohnung zu schleichen.
Die ganze Welt ist aus Gold, kommentiert der Faun, im Halbschlaf, meine Berührungen.

One by One

Aufgesetzte Dialoge, billige Kamera, No-Budget-Spezialeffekte, was will man mehr!

onebyone

Standbild aus dem Super-Low-Budget-Film One By One – We will take you