Ich bade in all den Lichtern, die ich selbst nie aufhängen würde. Als Touristin im Weihnachtsland treibe ich einigermaßen unbemerkt in der Menge mit. Bin Nutznießer des Flimmerns und Funkelns, lasse etwas von der Freude und dem Glanz auf mich abstrahlen. Weihnachten ist mein Fest nicht. Aber es ist schön, wenn die Einheimischen feiern.
Wildleder und Teakholz, Messing und Holundersaft. Eines gurrenden Ohrwurms wegen bestelle ich das eine Album. Um eines kleinen Jungen willen das andere. Im Nebenzimmer ist Krieg. Am Horizont brennt irgendwas.
Fünfundzwanzig Uhr neun
Als der Funkwecker plötzlich fünfundzwanzig Uhr neun anzeigt, wissen wir, dass etwas nicht stimmt. Die Zeit ist eine Illusion und so.
Metaphern für die Liebe
Grausame Metaphern für die Liebe sammeln. Nebenbei Bewerbungen schreiben und schwimmen gehen, mit meiner rosa Schwimmbrille. Meinen eigenen Schatten an der Poolwand verfolgen, wenn ich durch das nächtlich beleuchtete Becken tauche. Otter spielen. Über der Türkiswelt der Unterwasserscheinwerfer liegt eine dünne Silberschicht. Wenn ich auftauche, schneit mir der Himmel auf den Kopf.
Musik, Adrenalin und die kindische Freude, dass es endlich losgeht, beim Anfahren des Zuges. Nach Big Beats in freier Wildbahn suchen und sich in den Sommer sehnen. Sand, Treibgut, mit Stöcken fechten. Wissen, dass keiner diesen Kampf gewinnen wird. Dass wir beide fallen werden, ineinander.
Grausame Metaphern für die Liebe sammeln. Und alle enden mit dem Tod. Meine Nägel sind orangefarbig lackiert. Eine Hand auf seinem Rücken, die andere auf seiner Brust, so dass sein Löwenherz zwischen meinen Händen schlägt. Nur noch sechsmal schlafen.
Fackeltanz
Ein Spiel hat begonnen, ein Uhrwerk der Gefühle, ein sanftes Umkreisen, ein gemessener Fackteltanz. Wir tragen unsere Lichter in der Nacht herum und werden langsam freudetrunken. Wir ahnen schon, dass die Flamme bald den Wald ergreift. Erste Hälmchen sind bereits verglüht, auf der Zunge eines Nachmittags. Der Herbstwind treibt vertrocknete Blätter ins Feuer, unermüdlich.
Den Abend verräkeln
Mit Henry Miller habe ich einen guten Gefährten gefunden, im Sitzsack zu lungern und den Abend zu verräkeln. Er schraubt meine Laune ein paar Windungen in die Höhe, ich lese mich in seinen Wendekreis ein, eine Made im Speck.