Schnell und dreckig

Du traust Dich und fasst ein paar Deiner Phantasien zusammen. Dass am Ende etwas herauskommt, das Du bereits kennst, etwas Vertrautes und, wie Du findest, Schönes, macht Dir Freude. Etwas, das Du verschenken kannst und verschenken solltest, solange Du lebst. Dass Du es ins Internet stellst, mag kühn sein, aber wohin sollst Du sonst mit Deinem Überfluss. Gut, Du könntest Bücher schreiben. Aber manchmal muss es schnell und dreckig sein. Manchmal kann’s nicht warten.

Wortspielplatz

Am 24. April 2009 präsentiert die LUGeratur ihre diesjährige Gastautorenlesung: Es lesen Pierre Jarawan, Harry Delgado, Fee Katrin Kanzler, Alexander Ruff und Sophia Schmid. Die Veranstaltung findet um 19 Uhr im Lichthof des Ludwig-Uhland-Gymnasiums in Kirchheim unter Teck statt. Die LUGeratoren begleiten mit Moderation, Getränken und einigen Snacks durch den Abend.

Königskinder

Nächte um die Ohren und Klimperringe ums Handgelenk. Sandaletten und Sommerkleider tragen. Den Mann in der Dusche anfassen. Zum Frühstück fahren, auswärts, Sonnenbrillenland. Kutschenmuseum und Schlossmauer. Später Sushi, Kaffee kochen. Genießertage. Noch später die Pagenkopfperücke aufsetzen, sie ist knallrot, mir neckisch den Erdbeerpony aus der Stirn wischen. Die werde ich nachts in Cannstatt tragen. Du erinnerst Dich wortgetreu an Formulierungen aus meinem Tagebuch. Du erinnerst Dich an Augenblicke, die ich längst vergaß. Auch ein Grund Dich zu lieben. Falls man Gründe braucht. Ich lasse mir Geschichten von Polohemden und Olivenbäumchen erzählen, von Foxtrott und Wickeltisch. Ich zupfe mein schwimmbadblaues Kleid zurecht und atme tief. Fast hätte ich schwimmbadblaues Klavier geschrieben. Und die Kirschbäume blühen bald. Ich sollte uns Frühlingskränze flechten oder Sommerkronen. Du bist genauso gerne Königskind wie ich.

Ausklinken

Eigentlich sind seine Augen ein bisschen zu grau für Vergissmeinnicht. Ich werde weiterforschen müssen. Bei Meeraugen ist die Sache ganz klar. Oder bei Kaffeeliköraugen. Oder bei meinen, seegrün, sumpfgrün, moorgrün. Davon kann man schreiben. Aber ein grau verstaubtes Vergissmeinnicht, wie klingt das denn. Kornblume geht auch nicht, die wird innen dunkler statt hell. Aber es macht mir nichts aus, immer wieder schauen zu müssen. Es gehört ein bisschen Rücksichtslosigkeit dazu, trotz eines anspruchsvollen Berufs, einiger Freundschaften und tiefer Verbindungen, im Hintergrund auch irgendwo einer Familie, schreiben zu wollen. Immer wieder musst Du Dich ausklinken, wie sehr es auch irgendwo nach Dir schreit. Aber inzwischen sollte ich es ja können. Nicht auf das Schreien hören, auch nicht auf das eigene, und einfach weitermachen.

Zum Kuckuck

Ein zwanzigminütiger Schlaf als Erfrischung, das kann einen Tag retten. Eine Gehirnwäsche, im positiven Sinn. Manchmal habe ich den Eindruck, der Nachbar altere etwa viermal so schnell wie ich. Wie er in seinem Vertreteranzug zur Garage schlurft und jedesmal grauer wird. Wie er seine Frau anschreit. Ich wässere meinen Farn und bin glücklich, dass der nicht schreit. Stuttgarter Kastanienknopsen, klebrig und prall. Zweiblättriger Blaustern und Vergissmeinnicht. Frappucino mit Vanille und Sahne. Fassadenklettern, in fremde Fenster schauen, ein bisschen zu tief, nicht alles verstehend, was ich sehe. Mich in Vergissmeinnichtaugen gespiegelt finden, frech sein, ein Grenzhüpfer, Wind im Haar und frühlingstoll. Später, nachts. Eine hohe Penisstatue macht noch keinen Schatz, tönt es von nebenan. Was zum Kuckuck, denke ich. Immer wieder Tage, die es verdienen, dass man die Augen aufmacht.