Aufgepeppter Atheismus

Die Donaumöwen sind hungrig und fliegen bis auf die Felder hinaus. Hinter den pflügenden Bauern geiern sie den frisch aufgewühlten Boden durch. Ein Picken, ein Flattern, ein Acker voller Möwenschreie, akustische Meerillusion. Daneben die Gänseblümchen, dicht an dicht. Auf meinem eigenen Acker säe ich Borretsch und Sturm. Ich tanze mit den Goten und den Cyberpunks. Als ich eines Nachts die Haustür öffne, lacht mir ein Parkplatzschild entgegen und erinnert mich an Portishead. Groß und kobaltblau steht es jetzt in meinem Zimmer und spielt Ready-made. Ich bekenne mich zum Pantheismus und finde, dass der Begriff des aufgepeppten Atheismus ganz gut passt. Ich frühstücke im Garten, tippe mir meine Welt zusammen und bekomme plötzlich Lust auf ein Arsenal verschiedener Zeichenstifte. Oder auf Straßenmalkreide, Hüpfspiele, Himmel und Hölle. Meine Schritte folgen einer ganz eigenen Musik. Das Jubeln der Seele ist lautlos, aber gewaltig.

Lippenstiftweich

Das Leben geht weiter, butterweich, lippenstiftweich. Und frühlingstrunken. Mal wieder überkommt mich das Gefühl, niederknien zu wollen vor dieser Welt. Da ist ein Physiker bei mir zu Gast und erklärt die Raumzeit. Er kratzt an der Oberfläche der Oberfläche und trotzdem kriege ich fast feuchte Augen. Seine Formeln bewegen mich. Ferner will ich eine Lichtung erkunden, den Bach, der sie durchschlängelt, die Höhle darüber. Ich lese von Geschwisterliebe, Blutsbrüderschaft und Wollust. Außerdem Bataille. Ich schnipple an Abendkleidern herum und an Kapiteln und an argentinischem Rindfleisch. Genieße den allgemeinen Overflow und weiß selbst, dass dieser Satz einiger Präzision bedürfte.

Picknickplanung

Ich pflücke hin und wieder die gebrauchten Teelöffel vom Schreibtisch. Plastiklöffel, rot, rosa, und Edelstahl, schnörkelbeladen oder nicht. Mein bisheriger Rekord liegt bei sieben gepflückten Löffeln. Ich flaniere ohne Jacke durch die Nacht, brauche keine, und lasse mir von einem Kollegen das Stückchen Bitterschokolade an seinem doppelten Espresso schenken. Japan bebt und ich esse Sushi. Schlemme von gefühlten Kilometerbüffets. Tanze von Laserlicht zu Laserlicht, lese Körpersprache und die im Nebel aufleuchtenden Gesichter. Will ein Parkplatzschild haben, weil es mich an Portishead erinnert. Keiner schraubt es mir ab. Nicht einmal der imposante Mann, der mich tags darauf in Picknickplanungen verwickelt.