14. Februar 2013: Fee liest aus »Die Schüchternheit der Pflaume«: Mehr Infos bei der Volksbühne direkt.
Volksbühne Berlin
Lesebühne im Roten Salon
Linienstraße 227
10178 Berlin
14. Februar 2013: Fee liest aus »Die Schüchternheit der Pflaume«: Mehr Infos bei der Volksbühne direkt.
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Ein koiroter Papierdrache steigt in den Himmel, steil, als habe seine Leine kein Ende. Ich lasse Weihnachten aus. Sonne mich stattdessen im Dachfenster, missbrauche meinen Knetradierer zum Figurenformen. Atme den Geruch von dänischem Tabak ein und von Kurzbüchsenmoos, dessen Grün dem Winter frech ins Gesicht lacht. Trage Sommerhosen, Keilschuhe, sehe der Welt beim Umbruch zu. Werde nicht müde zu beobachten wie das Internet Grenzen durchätzt, die Highspeed-Chemikalie, die Möglichkeitenmaschine. Stöbere im Steam Sale, Parallelwelten, Fluchtparadiese, bin voll halbgarer Ideen und ungeduldig. Mit minimal schlechtem Gewissen, weil ich es wie einen Fiffi behandle, binde ich dem alten Jahr eine bunte Schleife ins Genick. Zum Koirot gesellen sich Rosa und Türkis.
Wer sich mein Videointerview vom Literaturcafe.de auf Youtube anschauen möchte: Viel Spaß damit!
Ich verfasse das Glaubensbekenntnis des beherzten Deterministen. Physikerästhetik. Nur weil wir nicht die Rechenpower haben, auch nur die nächsten fünf Minuten der Moleküle in einer Kaffeetasse zu berechnen, heißt das ja nicht, dass sie nicht durchaus alle ihren Gesetzen folgen. Anschließend lege ich meiner französischen Freundin die Verwandtschaft von Resignation und Gelassenheit nahe.
Ich freue mich schon jetzt aufs Tübinger Bücherfest, auf Platanen, auf Frühsommernächte. Lese Helen Oyeyemi, trinke neunjährigen Banyuls. Bestaune die weiße Weite der Stuttgarter Stadtbibliothek und lasse ein Autogramm da. Später begebe ich mich aufs Eis, metaphorisch, zwischenmenschlich, und wortwörtlich, auf Schlittschuhen. Wo ich die bessere Figur mache, bleibt fragwürdig, hier wie dort teste ich Grenzen, auf der Nase landen könnte vorprogrammiert sein. Deterministisch. Trotzdem, was ich jetzt brauche, ist keine Rechenpower, sondern einen Hauch mehr Beherrschung als Draufgängertum.
Manchmal gehen Nächte verloren. Werden eingetauscht gegen ein Glas Gummischlangen und einen Kopf voll Mittelmaßmusik. Hin und wieder gibt es einen abgebrochenen Fingernagel oder eine halbwegs brauchbare Erinnerung dazu. Die Nacht ist jedenfalls weg. Die Gummischlangen, rot, grün, gelb, kannst du essen, aber wacher machen sie dich nicht. Satter auch nicht. Du akzeptierst, dass die Leere dazugehört. Dass dieser Nichtort dir erst Richtung gibt. Du liegst auf dem Bett, keine Musik, auch wenn die eine oder andere Saite nachklingt. Wartest auf die Stille. Verabreichst dir gezielt ein Nichts, die Zimmerdecke nicht aus den Augen lassen, Nüchternheitsdroge, Medizin gegen den Überfluss.