Andalusien

Kein einziges Osterei, stattdessen das neue Album von The Prodigy, Schokodonuts von Mercadona und rohe Karotten. Die Bordkarte des einen Zwillings als Lesezeichen, den Reisepass des anderen als Bierdeckel. Andalusien, Aussicht auf Afrika, der Wind frisst unser Parkticket. Nachts am Gasherd kochen, den Pfauenrufen lauschen oder ins Hotel Hurricane stiefeln, wo es Gin, Kaminfeuer und Poolpalmen gibt. Tags im Meer, warten auf surfbare Wellen, oder in den Gassen, Graffiti suchen. Knirschendes Wassereis, das birst vor Künstlichkeit, orangefarben, knallpink, schmeckt wie eine futuristische Spacedroge.

Troparium

Du weißt, dass du auch Modedesigner hättest werden können, wenn du nicht nur regelmäßig die Nähmaschine an alte wie neue Klamotten ansetzt, um dringend benötigte Detailverbesserungen vorzunehmen, sondern auch anfängst, mit dem Brotmesser den Gummiabsatz deiner Schuhe in eine deiner Meinung nach optimierte Form zu bringen. Andererseits hättest du auch Unternehmensberater werden können. Oder Tropariumsgärtner. Im Treppenhaus, das im Kopf zum Tropenhaus wird, Palmwedel, Riesenschmetterlinge, hängt noch immer die Postkarte von Saralina, dem Zitrusmädchen, das seit Jahren nicht mehr auffindbar ist. Früchtchen, sagt das bunte Papierrechteck jedes Mal, wenn ich nach Hause komme. Ich gehe hoch, brühe Tee auf, vergrabe mich im Manuskript. Facebook schickt mir verzweifelt Mails, in denen steht, dass ich tausend Nachrichten, Säcke voll Anfragen und dreiunddrölfzig Einladungen hätte. Ich lösche die Mails mit steigendem Genuss.09

Polizeischutz

Zwei Fenster mit halb gesenkten Lidern, draußen ist Nacht. Plötzlich dringt Blaulicht in den häuslichen Dämmer, geistert über die Zimmerdecke, lässt die Tropfen an der Scheibe saphirisch leuchten. Ich sehe hinaus. Im zuckenden Schein watschelt hochaufgerichtet ein Schwan. Hinter ihm die Polizeistreife im Schritttempo. Langsam und vorsichtig ziehen Autos an der märchenhaften Parade vorbei, längst hat sich ein dicker Feierabendstau gebildet. Das Tier blickt aufmerksam und etwas pikiert um sich. Denkt aber nicht daran, die Fahrbahn zu verlassen, tappt weiter königlich geruhsam die Hauptstraße entlang. Ein Vogelprinz mit Polizeischutz im strömenden Regen.

Schlick des Ärmelkanals

Dreihundert Stundenkilometer und mehr, ich reite immer wieder gern den Meilenfresser gen Paris. Street Art, Mangolassi und die beste Freundin erwarten mich dort. Wir fahren aufs Land hinaus, wo Menhire stehen, sausen auf ihrer Yamaha in den Sonnenuntergang. Bibbern vor Kälte. Am nächsten Tag Chartres, am übernächsten Tag weiter nach London, mit dem Eurostar, ein Wurm im Schlick des Ärmelkanals. Auf der Insel schließlich Essigpommes, bunte Marktstraßen, Menschen beobachten in der Tube. Halloweenkostümierte allenthalben, Hexen, Frankensteins Monster und Skelette, die von Themsebrücken spucken. Ein Speedrun durch die Tate Modern, stattdessen lieber Zeit im Pub vertrödeln. Liebend gern hätte ich noch die Kew Gardens gesehen, Bambus, Seerosen, Glashäuser. Aber die königlich botanischen Gärten schließen bereits um vier. Also doch wieder ins Pub, ein letztes Goodbye, dann Rückreise, Uhr umstellen. Erst als ich wieder zuhause bin, fällt der Groschen, was der Franzose im Bordbistro von mir wollte. Werde zukünftig nie wieder verwirrt sein, sollte jemand sagen, ich sähe aus wie Fifi Brindacier.