Kaffbahnen

Auf dem morgendlichen Bahnhof, genauer, auf einem der großen Buchstaben, die zusammen den Ortsnamen ergeben, sitzt eine kleine Eule und schaut. Es ist noch dunkel. Sechs Buchstaben weiter sitzt eine Taube und schläft.
Innerhalb von vier Tagen lege ich achthundert bis neunhundert Kilometer per Bahn zurück. Leider nur hin und her, so dass es weniger spannend ist, als es klingt. Es ist aber auch weniger schrecklich, als es klingt, je nach Betrachtungsweise, je nach Geschmack. Einerseits verfluche ich die Kaffbahnen, in denen es keine Tische, geschweige denn Rechneranschlüsse gibt, und deren Polster an Sperrmüllsofas erinnern. Andererseits schaukle ich gern durch die Landschaft, ahnungslos und irgendwie kontrollverlustig, auf diesem schaukelnden Sofa lebend als wäre es die Welt, ein Passagier, im Nirgendwo, und fremd. Zuckelfahrten, Zeitvergessen, Zugzen.
Die kleine Eule dreht ihren Kopf im Gefieder wie ich meinen Hals in Schichten aus wolligem Schal. Es ist Winter. Wir bewegen uns nur langsam.