Herbstmoleküle

Ich atme die ersten Herbstmoleküle. Wenn es kalt ist, packe ich mich in den Norwegerpulli und streife durch die Stadt der Quellen. Das Türkis über dem Sand tut beinahe weh mit seiner Klarheit. Cyanblau, Lichtgrün, Wasserjade. Junge Forellen tummeln sich darin, haben Glück, können in dieser Klarheit schwimmen, tagein, tagaus.
Ich lerne, wann ich die Zügel loslassen, lerne sogar, wann ich mich abwerfen lassen muss. Schauen, wohin das Pferd rennt. Es geht nicht immer um Kontrolle. Manchmal geht es auch einfach um den Dreck an Deiner Hose. Um den Schmerz in Deinem Knöchel. Um die Schönheit des Pferdes, dessen wippender Arsch über den Hügel verschwindet. Oder um ganz andere Dinge. Ums Aufsammeln der Pfauenfedern. Um den Geruch des Leders, wenn Dein Kopf spätnachts neben Deiner Tasche im Bett zu landen kommt. Um Gartenliebhaber, Rosenkinder, Antiquitätenhändler, Künstler und Krautzüchter. Um Apfelstrudel. Um die simple Befriedigung, sich einen Spreißel aus dem Finger zu ziehen.
Ich knie lieber vor Schildkröten im Aquarium nieder als in irgendeiner Kirche. Ich tanze zu Nine Inch Nails. Ich male ein Bild fertig. Ich fliege. Ich warte.