Dass dem Inhalt meines Kleiderschranks ein Streben nach Vollkommenheit zu Grunde liegt, würde vielleicht ein Modeschöpfer verstehen. Dass ein Gesamtkunstwerk solchen Ausmaßes niemals fertig ist, dürfte auch einleuchten. Das Konzept dahinter ist einfach. Bei jedem Wetter und bei jeder Stimmung muss mit drei, vier Griffen eine gute Zusammenstellung möglich sein. Für jeden Anlass, für jeden Ort. Farben, Materialien, Formen, das sind Töne und Klangfarben. Die möglichen Zusammenstellungen sind Akkorde. Das übersteigt die Komplexität jedes Klavieres. Der Kleiderschrank ist also eine Orgel, mindestens.
Nun blieben Schuhe und Accessoires noch unberücksichtigt. Auch Unterwäsche spielt eine Sonderrolle. Nach gewissenhaftem Studium dieser Parameter dürfte jedem klar sein, dass eine gut gekleidete Frau wirkliches Talent beweist. Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit, heißt es.
Ich wünschte, das richtige Kleidungsstück wäre so leicht zu finden wie das richtige Wort. Schwebte, wie dieses, willig in der Luft. Ich würde nie wieder wie ein Aschenputtel herumlaufen. Dass dem Inhalt meines Kleiderschranks trotzdem ein Streben nach Vollkommenheit zu Grunde liegt, würde vielleicht ein Modeschöpfer verstehen. Oder ein Orgelbauer.