Julfeuer

Ich muss wie ein gejagtes Reh durch die Nacht laufen. Oder zum Klavierhocker wieseln und ein Fünfminutenkonzert in die Wände des Hauses schmettern. Ich entdecke, dass mir Gesang am Klavier viel leichter fällt als an der Gitarre. Nichts kann wegrutschen. Ich muss mich nirgends festklammern. Ich bin beglückt.
Vielleicht ist ja Rodin schuld. Als ich mich für zwanzig Minuten dem Schlaf überantworte und beim Aufwachen stückweise die Erinnerung zurückkommt, weiß ich plötzlich, was es heißen könnte, in einer Kathedrale aufzuwachen. Mit dem ersten Blinzeln die Größe zu ermessen und mit dem zweiten den heißen Stich der Hingerissenheit zu fühlen und ab dem dritten nur noch Staunen zu sein. Nur kathedralisch kalt ist es hier nicht. Hier brennen die Julfeuer.