Königskind

Wir sollten öfter mit dem Finger gegen die Betonmauern dieser Welt tippen, denke ich, und merken, wie viele davon aus Pappe sind. Es schadet auch nicht, ein Teppichmesser in der Tasche zu haben, um bei Bedarf kleine Türchen in die Pappfestungen zu schneiden. Solange sie dabei nicht allzu sehr wackeln, fällt es niemandem auf.
Die Flasche steht unter Druck, ich verschütte Schaumwein quer durch die Küche. Später trinke ich meinen unstilgemäßen Kir und weiß tatsächlich nicht mehr genau, wie ich ins Bett gekommen bin. Ich wache auf, denke an Hylas und seine Nymphen und hoffe, mein Mitbewohner wird nähere Details liefern können, beim Frühstück.
Alles in allem lebe ich ein königliches Leben. Bade in Edeltannenextrakt und anderem Bullshit. Lese gute Bücher. Lasse mich von der Musik klarwaschen. Lebe, liebe, gern bis zum Anschlag. Besitze von allem in etwa so viel, dass die Sachen mich glücklich und nicht unglücklich machen. Verfüge über Möglichkeiten, meine geliebten Traumgebilde immer wieder Realität werden, die kringeligen Ideen über den Topfrand meiner Hirnschale hinauswuchern zu lassen. Habe Freunde. Und plane ein Kindergartenfest mit Ringelpiez, Feenkuchen, Absinth und Nachtwanderung.