Wiesenwind

Das Fenster weit auf, durch die milde Luft treiben ein paar rote Blätter. Ich halte meine Nase tief in den Kaffeepulverduft. Morgenluft, die eigentlich Mittagsluft ist. Und andere Gerüche. Lipgloss, der Pfirsisch nachmacht, Chlorgeruch im Badetuch. Dunkelgrüner Dschungelduft, wenn ich die Nase in meinen Farn stecke. In der Küche Futtermief und wasabiwürziges Kühlklima. Immer wieder frischer Buchgeruch, manchmal fülliger Weinflor, Aromakondome oder das Dampfen einer korsischen Fischsuppe. Meine Finger riechen nach Laptoptasten, mein Shirt nach mir, mein Haar nach Kopfkissenwolke. Pfannkuchenschwaden wehen über den Balkon. Und Wiesenwind. Seit gestern kenne ich einen blutjungen Priester, der nach Pfefferminze riecht.