Nadelstreifen

Man könnte sich ein wenig mit der Welt beschäftigen, denn es ist der letzte Tag des Jahres. Also die Frankfurter Allgemeine aufmachen und sich die Finanzkrise anlesen. Teetasse um Teetasse und Licht ins Zimmer holen, so lange der Nebel es zulässt.
Später streife ich durch den raureifigen Wald, sammle Kristalle auf der Wollmütze, der Nebel ist längst zurück. Gleich danach, noch mit kälterosigen Backen, schlüpfe ich ins Nadelstreifenkleid. Frage mich, was die Party bringt. Kein lüsterner Schwanentanz wie in Nürnberg, das weiß ich, aber selige, süchtige Blicke vielleicht. Ein neuer Ort, ein neuer Kontext, eine neue Gleichung mit zwei Konstanten und vielen Unbekannten.
Bereits in vollem Gang finde ich meinen Silvesterabend vor, funkelnd, plätschernd, in einer großen Wohnung überm Kornwestheimer Bahnhof, wo Leute feiern, von denen ich die wenigsten kenne. Rasch schleuse ich mich in den Partyfluss, ein bisschen stromlinienförmiger als sonst. Als ein Hemd aus der Menge auftaucht, das meine Nadelstreifen spiegelt, weiß ich genau, dass das kein Zufall ist. In dem Hemd steckt ein Mann mit Hut. Den kenne ich.