Laubenvogel

In einer sortierten Welt zu leben, bunt sortiert wie der Nestschmuck eines erfahrenen Laubenvogels, zu wissen, die Steuererklärung suckt, aber sie ist binnen eines Tages zu erledigen und in aller Regel bekomme ich Geld dafür und nach dem Formularewälzen kann ich ins Freibad gehen. Ausreisen kann ich auch, wenn ich will, Witze machen, selbst solche, die nicht witzig sind. Aber ich höre ein hässliches, heiseres Heulen vor der Tür, will den Text eines Schriftstellerkollegen verlinken und lasse es, weil er Angst hat um sich und seine Familie. Wie oft schalt ich mich selbst als unpolitisch, wie oft sagte ich nichts, wenn ich und meine anderthalb Generationen als infantile Unfugtreiber hingestellt wurden, als Träumer, Müßiggänger, Produzenten formvollendeter Spitzfindigkeiten allenfalls, wir Smoothieschlürfer, wir Jutetaschenträger. Aber ich vergaß, dass diese Spitzfindigkeiten, diese Muße und dieser Unfug des Glückes Unterpfand sind, ein Teil der großen Freiheit, ohne Einmischung lehren, lieben, schreiben, sagen zu können, was uns bewegt, und dass diese Spitzfindigkeiten, diese Muße und dieser Unfug nur jedem an den Hals zu wünschen sind.